DEBUSSY: Pelléas und Mélisande

Claude Debussy
Lebensdaten: 22. August 1862 St. Germain-en-Laye, Frankreich - 26. März 1918 Paris, Frankreich
Werk: Pelléas und Mélisande [Pelléas et Mélisande]
Epoche: Moderne
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Entstehungszeit: 1893-1902
Uraufführung: 30. April 1902 an der Opéra Comique in Paris, Frankreich
Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden, 40 Minuten
Teile:

  • Je ne pourrai plus sortir de cette forêt
  • Pourquoi pleaures-tu?
  • Je suis perdu aussi
  • Voici ce qu'il écrit à son frère Pelléas
  • Qu'en dites-vous?
  • Interlude
  • Il fait sombre danses jardins
  • Hoé! Hisse Hoé
  • Vous ne savez pas où je vous ai menée
  • C'est au bord d'une fontaine
  • Interlude
  • Ah! Ah! Tout va bien
  • Voyons, donne-moi ta main
  • Interlude
  • Oui, c'est ici nous y sommes
  • Mes longs cheveux
  • Non, non, nous n'avons pas ete coupables
  • Que faites-vous ici?
  • Prenez garde: par ici, par ici
  • Ah! je respire enfin
  • Interlude
  • Viens, nous allons nous asseoir ici
  • Qu'ils s'embrassent, petit père?
  • Où vas-tu? Il faut que je te parle ce soir
  • Maintenant que le père de Pelléas
  • Pelléas part ce soir
  • Ne mettez pas ainsi votre main à la gorge
  • Interlude
  • Oh! Cette pierre est lourde
  • C'est le dernier soir
  • Nous sommes venus ici il y a bien longtemps
  • In dirait que ta voix
  • Ce n'est pas de cette petite blessure
  • Attention; je crois qu'elle s'éveille
  • Mélisande, as-tu pitié de moi
  • Non, non, nous n'avons pas été coupables
  • Qu'avez-vous fait?
  • Qu'y a-t-il?
  • Attention... attention

Claude Debussys einzige fertiggestellte Oper Pelléas et Mélisande (in seinen jüngeren Jahren arbeitete er ohne großen Ertrag an einigen weiteren) basiert auf dem Drama von Maurice Maeterlinck, das auch Werke von Schönberg und Jean Sibelius inspirierte. Debussy begann mit ersten Skizzen der Oper schon im Jahre 1889, das Werk nahm seine endgültige Form jedoch nicht bis kurz vor seiner Uraufführung 1902 in Paris an. Es war die Intention des Komponisten eine Art der Oper zu produzieren, in der die Musik den Subtilitäten des Textes weitaus besser dient (wie er dachte) als das der vorherrschende Opernstil seiner Zeit tat (z.B. die Werke von Wagner und seinen unmittelbaren Nachfolgern). Somit dienen die Techniken von Pelléas, obwohl ursprünglich oftmals wagnerisch, einem so radikal anderen Zweck, dass die Ähnlichkeit kaum noch wiederzuerkennen ist.

Debussy nutzt die völlige Einfachheit von Maeterlincks sinnbildlicher Handlung aus und erlaubt der Musik eine Struktur von kompromissloser Zartheit anzunehmen. Es ist diese Fragilität, mit unübertrefflichem Talent die gesamten fünf Akte der Oper hindurch aufrechterhalten, die mehr als jeder andere einzelne Bestandteil die wirkungsvollsten Reaktionen von Publikum und in Produktionen des Werks involvierten Musikern hervorruft. Subtile musikalische Hinweise sind der Schlüssel zu Debussys Magie in Pelléas. Wagners gefeierten Leitmotiv-Techniken werden modifiziert, um sie nicht so sehr zu einer "Visitenkartentechnik" zu machen, wie Debussy selbst einmal die Methode des deutschen Komponisten beschrieb und mehr als eine Art vage musikalische Formen zu zeichnen, die die psychologischen Beschaffenheiten der Charaktere darstellen. Maeterlincks pessimistische Ablehnung freien Willens findet ihren Ausdruck in der unsicheren, absichtlich ziellosen Natur im Großteil von Debussys Musik (viele der musikalischen Motive selbst scheinen Mühe zu haben sich quasi zu entscheiden in welche Richtung sie steuern möchten und unterlaufen einem gewissen Grad an innerer Wiederholung bevor sie schließlich in eine neue Richtung gehen). Debussys Fassung von französischen Texten war schon immer überragend und in Pelléas schafft er Erstaunliches - die instrumentale und vokale Balance ist so, dass nur wenige Hörer überhaupt erahnen werden wie dicht die Orchestrierung ist, während die psychologische Natur des Dramas (und sein Mangel an Handlung auf der Bühne) der Beziehung zwischen Musik und Text erlaubt sich auf geräumige Weise zu entfalten, welche jedem Charakter reichlich Zeit gibt die Tiefen seines oder ihres individuellen Erlebnisses zu ergründen. Obwohl man sicher sagen kann, dass nur wenige Opern des 20. Jahrhunderts in ihrer derzeitigen Form ausführbar wären, wenn Debussy nicht die Zeit gefunden hätte Pelléas et Mélisande fertig zu stellen, erhielt das Werk eigentlich nie die öffentliche Bewunderung, die vielen ihrer "Nachfolger" zuteil wurde. Vielleicht sind es tatsächlich die Qualitäten, die dieses Werk so einzigartig mächtig machen - seine emotionale Vagheit, die Art, wie seine offenbar einfache Handlung und undramatische (in wagnerischem Sinn) Musik einen Reichtum an strukturellen und musikalischen Komplexitäten verbergen - die man für seine allgemein Vernachlässigung verantwortlich machen muss. In vielerlei Hinsicht jedoch ist Pelléas ein zutiefst intimes Werk und man fragt sich, ob es nicht besser ist, wenn das auch so bleibt.

(c) Blair Johnston

Kaufempfehlungen:
Maria Ewing, François Le Roux, José van Dam, Jean-Philippe Courtis, Christa Ludwig (Solisten), Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, Wiener Philharmoniker, Dir. Claudio Abbado
Label: DGG, DDD, 1991
Isabel Rey, Rodney Gilfry, Michael Volle, Cornelia Kallisch, László Polgár (Solisten), Zusatzchor Opernhaus Zürich, Orchester der Oper Zürich, Dir. Franz Welser-Möst
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YouTube:
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