Johann Sebastian Bach |
Werk: Matthäuspassion, BWV 244
Epoche: Barock
Entstehungszeit: 1736
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Uraufführung: 30. März 1736 in der Thomaskirche von Leipzig (Sachsen)
Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden, 40 Minuten
Teile:
- Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen
- Da Jesus diese Rede vollendet hatte
- Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen
- Da versammelten sich die Hohenpriester
- Ja nicht auf das Fest, auf dass nicht ein Aufruhr
- Da nun Jesus war zu Bethanien
- Wozu dienet dieser Unrat?
- Da das Jesus merkete, sprach er zu ihnen
- Du lieber Heiland du
- Buß und Reu knirscht das Sündeerherz entzwei
- Da ging hin der Zwölfen einer, mit Namen Judas Ischarioth
- Blute nur, du liebes Herz!
- Aber am ersten Tage der süßen Brot
- Wo willst du, daß wir dir bereiten
- Er sprach: Gehet hin in die Stadt zu einem
- Und die Jünger täten
- Und sie wurden sehr betrübt
- Herr, bin ich's
- Ich bin's ich sollte büßen
- Er antwortet und sprach
- Wiewohl mein Herz in Tränen schwimmt
- Ich will dir mein Herze schenken
- Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten
- Erkenne mich, mein Hüter
- Petrus aber antwortete und sprach zu ihm
- Ich will hier bei dir stehen
- Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe
- O Schmerz! hier zittert das gequälte Herz!
- Ich will bei meinem Jesu wachen
- Und ging hin ein wenig, fiel nieder auf sein Angesicht
- Der Heiland fällt vor seinem Vater nieder
- Gerne will ich mich bequemen
- Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend
- Was mein Gott will, das g'scheh allzeit
- Und er kam und fand sie aber schlafend
- So ist mein Jesus nun gefangen
- Laßt ihn, haltet, bindet nicht
- Sind Blitze, sind Donner in Wolken verschwunden
- Und siehe, einer aus denen, die mit Jesu waren
- O Mensch, bewein' dein' Sünde groß
- Ach, nun ist mein Jesus hin!
- Die aber Jesum gegriffen hatten
- Mir hat die Welt
- Und wiewohl viel falsche Zeugen herzutraten
- Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen
- Mein Jesus schweigt
- Geduld! Wenn mich falsche Zungen stechen
- Und der Hohepriester antwortete und sprach
- Er ist des Todes schuldig
- Da speiten sie aus in sein Angesicht
- Weissage uns
- Wer hat dich so geschlagen
- Petrus aber saß draußen im Palast
- Wahrlich, du bist auch einer von denen
- Da hub er an, sich zu verfluchen und zu schwören
- Erbarme dich, mein Gott [Have mercy, Lord]
- Bin ich gleich von dir gewichen
- Des Morgens aber hielten alle Hohenpriester
- Was gehet uns das an?
- Und er warf die Silberlinge in den Tempel
- Gebt mir meinen Jesum wieder!
- Sie hielten aber einen Rat
- Befiehl du deine Wege
- Auf das Fest aber hatte der Landpfleger
- Laß ihn kreuzigen
- Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe!
- Der Landpfleger sagte: Was hat er denn Übels getan?
- Er hat uns allen wohlgetan
- Aus Liebe will mein Heiland sterben
- Sie schrieen aber noch mehr und sprachen
- Laß ihn kreuzigen
- Da aber Pilatus sahe, dass er nichts schaffete
- Sein Blut komme über uns
- Da gab er ihnen Barrabbam los
- Erbarm es Gott! Hier steht der Heiland angebunden
- Können Tränen meiner Wangen
- Da nahmen die Kriegsknechte des Landpflegers Jesum zu sich
- Gegrüßet seist du, Jüdenkönig
- Und speieten ihn an
- O Haupt voll Blut und Wunden
- Und da sie ihn verspottet hatten
- Ja freilich will in uns das Fleisch und Blut
- Komm, süßes Kreuz
- Und da sie an die Stätte kamen, mit Namen Golgatha
- Der du den Tempel Gottes zerbrichst
- Desgleichen auch die Hohenpriester spotteten sein
- Andern hat er geholfen
- Desgleichen schmäheten ihn auch die Mörder
- Ach, Golgatha, unselges Golgatha
- Sehet, Jesus hat die Hand uns zu fassen ausgespannt
- Und von der sechsten Stunde an ward eine Finsternis
- Der rufet den Elias
- Und bald lief einer unter ihnen
- Halt! laß sehen
- Aber Jesus schriee abermal laut
- Wenn ich einmal soll scheiden
- Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß
- Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen
- Und es waren viel Weiber da
- Am Abend, da es kühle war
- Mache dich, mein Herze
- Und Joseph nahm den Leib
- Herr, wir haben gedacht
- Pilatus sprach zu ihnen: Da habt ihr die Huter
- Nun ist der Herr zur Ruh gebracht
- Wir setzen uns mit Tränen nieder
Es ist unklar wie viele Passionsvertonungen Bach schrieb: vielleicht, aber eher unwahrscheinlich fünf, vermutlich drei oder vier. Nur zwei haben bis heute überlebt; die zweite davon, die Matthäuspassion, datiert auf das Jahr 1729. Die Passionen, biblische Texte vertont als musikalische Werke großen Umfangs, wurden an Karfreitag aufgeführt und erzählten die Geschichte der Kreuzigung Jesu gemäß den Aposteln.
Die Matthäuspassion ist ein im Charakter sehr unterschiedliches Werk gegenüber seinem übriggebliebenen Vorgänger, der Johannespassion: die erstgenannte ist tief andächtig, introvertiert und in der Stimmung meditativ, während die letztgenannte dramatisch intensiver ist mit mehr Handlung in seiner Erzählung. Die Matthäuspassion wird oft mit Bachs monumentaler Messe h-Moll verglichen, sowohl in Reichweite, wie auch in Pietät. In der Thomaskirche von Leipzig uraufgeführt, vertont das Werk einen Text von Christian Picander (der auch der Autor der hypothetischen, verloren gegangenen Bach-Passion von 1725 gewesen sein mag). Ein weiterer bedeutsamer Unterschied zwischen Johannes- und Matthäuspassion liegt in ihren jeweiligen Texten: der der Johannespassion ist sehr kurz, beginnt mit Judas' Verrat an Christus und fokussiert sich auf dessen Prozess vor Pilatus; auf der anderen Seite ist der Text der Matthäuspassion sehr lang und enthält fast doppelt so viele Verse wie der der Johannespassion.
Die Matthäuspassion ist auch musikalisch viel stattlicher mit ihren zwei vierstimmigen Chören und dem großen Orchester aus Streichern, Flöten, Oboen, Cembalo und Orgel. Bach zieht besonders scharfen und vielseitigen Nutzen aus seinen beiden Chören in diesem Stück; sie werden repräsentativ als die Stimmen verschiedener Gruppen an Gläubigen gehört und auch als die lärmende, höhnische Menge bei der Kreuzigung. Ein gefeierter Aspekt des Werk ist die Art, wie Bach die Instrumentengruppen nutzt, um verschiedene Effekte zur Untermalung des Textes zu erreichen; ein Heiligenschein über Jesus wird z.B. durch die weichen, zurückhaltenden Akkorde eines Streicherensembles suggeriert und Bach zeichnet die Ermüdung Jesu auf dem Weg nach Golgatha mit einem tiefen Orgelpunkt. Wie die Johannespassion enthält auch die Matthäuspassion sowohl Text der Apostel, wie auch von Kirchenliedern und beide verwenden Rezitative, Arien und Choräle.
Die Ähnlichkeiten zwischen Bachs Passionen und dem katholischen Oratorium sind auffällig. Die Passionen sind wie das Oratorium eine Art religiöse Oper; wie auch in diesem offenkundiger dramatischen Genre dienen Arien als Vehikel für lyrischen Ausdruck und Rezitative, um die textliche Handlung voranzubringen. Die zentrale Figur in der Matthäuspassion ist sowohl musikalisch wie dramatisch der Evangelist (ein Tenor), der die Geschichte erzählt. Die Natur seiner ausschließlich erzählerischen und nicht handlungsinvolvierten Rolle wird durch seine Begrenzung auf rezitative Teile klar gemacht; ihm wird nie die Gelegenheit für ausgedehntere Lyrik gegeben. Diese Art des Ausdrucks wird den anderen Gesangssolisten zuteil, die die Persönlichkeiten all jener im Drama Involvierten übernehmen und ihnen eine Stimme verleihen.
Die Musik wird am Besten als Ganzes geschätzt, in dessen Kontext der dramatische Bogen und die geistliche Überzeugung des Werks überaus klar sind. Es gibt jedoch eine Reihe herausstechender Höhepunkte, die regelmäßig einzeln gespielt werden. Diese beinhalten die Sopranarie "Blute nur, du liebes Herz", die Altarie "Erbarme dich", die eine obligate, sprich hauptstimmige Violine mit beinhaltet und die Bassarie "Mache dich, mein Herze, rein."
(c) Alexander Carpenter
(c) Alexander Carpenter
Kaufempfehlung:
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Ian Bostridge, Franz-Josef Selig, Sibylla Rubens, Andreas Scholl, Werner Güra, Dietrich Henschel (Solisten), Collegium Vocale Gent, Dir. Philippe Herreweghe Label: Harmonia Mundi, DDD, 1999 |
YouTube:
Christina Landshamer, Stefan Kahle, Wolfram Lattke, Martin Lattke, Klaus Mertens, Gotthold Schwarz (Solisten), Thomanerchor und Gewandhausorchester Leipzig, Dir. Georg Christoph Biller
aus der Thomaskirche in Leipzig, 5.-6. April 2012
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