MAHLER: Sinfonie Nr. 2 c-Moll "Auferstehung"

Gustav Mahler
Lebensdaten: 7. Juli 1860 Kalischt (Böhmen) - 18. Mai 1911 Wien (Österreich)
Werk: Sinfonie Nr. 2 c-Moll "Auferstehung"
Epoche: Romantik/Postromantik
Entstehungszeit: 1888-94
Uraufführung: 13. Dezember 1895
Besetzung: Orchester
Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde, 20 Minuten
Sätze:

  1. Allegro maestoso. Mit durchaus ernstem und feierlichem Ausdruck
  2. Andante moderato. Sehr gemächlich. Nie eilen
  3. In ruhig fließender Bewegung
  4. Urlicht: Sehr feierlich, aber schlicht. (Choralmäßig)
  5. Im Tempo des Scherzos. Wild herausfahrend

Mahlers zweite Sinfonie stellt einen Schritt in der Richtung der Erweiterung von der Ersten dar. Seine enormen Quellen - ein riesiges Orchester, Sopran- und Altsolisten, Chor und Orgel, sowie ihr episches Thema über Tod und Auferstehung - repräsentieren Mahler auf dem Gipfel seines frühen, die Himmel stürmenden Stils und Ästhetik. Das hier angewandte umgestaltende Thema wird später zum gemeinsamen Gedanken jeder nachfolgenden Sinfonie. Sie ist exemplarisch für Mahler und bedeckt ein gewaltiges Panorama an Stilen und Emotionen und gipfelt in einer der atemberaubendsten und bewegendsten Konklusionen der sinfonischen Repertoires.

Wie auch die erste Sinfonie erweckte auch Mahlers Zweite als einsätziges Tongedicht zum Leben, Totenfeier genannt. Mahler bemerkte einmal, dass dieses Tongedicht das Begräbnis des Helden aus seiner ersten Sinfonie darstelle. Irgendwann im Jahre 1893 entschied Mahler die Totenfeier in eine Sinfonie zu erweitern. Er begann mit dem Komponieren eines Andante und sein kurz zuvor komponiertes Wunderhorn-Lied "Des Antonius von Padua Fischpredigt" zu einem orchestralen Scherzo zu erweitern. Zu diesem Zeitpunkt hatte Mahler Mühe ein ausreichend kraftvolles Ende zu finden, um den bereits massiven, sinfonischen Torso auszubalancieren. Er löste das Problem, als er Klopstocks Choral "Die Auferstehung" entdeckte. Indem er die Sequenz vom Tod der Totenfeier, nun der erste Satz, zum Auferstehungsthema des Finales schuf, überbrückte Mahler die Lücke mit einem weiteren Wunderhorn-Lied "Urlicht". Dieses Lied nutzte er komplett mit Gesang und schloss es deshalb aus der veröffentlichten Sammlung der Wunderhorn-Lieder aus. Die Struktur war nun vollständig. Es ist der krönende Triumph von Mahlers frühen Werken und seine beliebteste Komposition.

Allegro maestoso. Dieser massive und unübliche Satz steht in immens erweiterter Sonatenform. Der scharfe Kontrast zwischen dem Material des Trauermarsches und dem hymnischen, lyrischen zweiten Thema gibt den Leitgedanken für die gesamte Sinfonie vor.

Andante moderato. Die Tanzstruktur wechselt zwischen einem volkstümlichen und melodischen Ländler und zwei lebhafteren Trios. Der Ländler stellt, gemäß Mahlers ursprünglichem Programm, das "Bild einer schon lange enschwundenen Stunde des Glücks" dar, während die Trios den Tod in Erinnerung rufen.

In ruhig fließender Bewegung. Dieser Satz führt das gleiche Thema wie das Lied, dem er entsprungen ist - die Nutz- und Sinnlosigkeit des Lebens. Das Antonius-Lied durchdringt die Hauptteile, während die Trios jeweils getrübte Freude und Empfindung darstellen.

"Urlicht". In einem subtilen Durchbruch nimmt Mahler vollständige geistige Umkehr des vorherigen, sardonischen Scherzos vor. "Urlicht" ist eine hinreißende Hymne von tiefer Schönheit, wirksam genug in ihrer Kürze, um die trübe Stimmung dessen, was bisher geschah zu einer latenten Hoffnung für das, was folgt, umzukehren.

Im Tempo des Scherzos. Wild herausfahrend. Der Beginn ist ein "Aufschrei der Abscheu" über die Notlage der Menschheit, macht aber kurz Platz zu einer weiträumigen und eindringlichen Heraufbeschwörung der Natur und die letzte Trompete erweckt die Toten. Dies wird zu einem typischen Marsch erweitert, der in einer Rückkehr zum "Aufschrei der Abscheu" kulminiert, bevor er schließlich vollends beiseite tritt für den "Auferstehungschoral" und den triumphalen Abschluss.

(c) Steven Coburn

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