DVOŘÁK: Sinfonie Nr. 9 e-Moll "Aus der neuen Welt"

Antonín Dvořák
Lebensdaten: 8. September 1841 Nelahozeves (Böhmen) - 1. Mai 1904 Prag (Böhmen)
Werk: Sinfonie Nr. 9 e-Moll, op. 95 "Aus der neuen Welt" (Z Nového světa)
Epoche: Romantik
Besetzung: Orchester
Entstehungszeit: 10. Januar 1893 - 24. Mai 1893
Uraufführung: 16. Dezember 1893 in New York City (NY, USA)
Aufführungsdauer: ca. 42 Minuten
Sätze:

  1. Adagio - Allegro molto
  2. Largo
  3. Molto vivace - Poco sostenuto
  4. Allegro con fuoco
Dvořák komponierte dieses Werk 1893; Anton Seidl dirigierte am 16. Dezember 1893 die Uraufführung mit der Gesellschaft der New Yorker Philarmoniker.

Sein beliebtestes Werk aus seiner in Amerika verbrachten Zeit war sein Schwanengesang: die "Aus der neuen Welt" untertitelte Sinfonie. Chauvinisten unter uns behaupten immer noch, dass ihre Themen entweder indianisch oder afroamerikanisch sind, was Dvořák aber 1900 widerlegte: "Vergesst den Nonsens, dass ich 'amerikanische' Motive verwendet hätte... Ich habe nur versucht im Geiste jener nationalen Melodien zu schreiben." Dieser Zwist schaffte es größere und subtilere Einflüsse zu ignorieren. Dvořák selbst kannte Tschaikowskis 1888 vollendete Sinfonie Nr. 5 und gleichermaßen nutze er ein Motto-Thema, um die vier Sätze seiner Sinfonie in e-Moll zu verknüpfen. Die Einführung kann man tatsächlich deutlich mehr nach Tschaikowski klingen lassen als dass ein nachfolgendes Thema angeblich klingen kann wie "Swing Low, Sweet Chariot". Über die slawische Würde beider Sinfonien hinaus war Dvořáks musikalische Handschrift wirklich tschechisch, selbst im Largo-Satz, der, wie er einst angab, Hiawatha an der Grabstätte Minnehahas repräsentiere (ein quasi-spiritueller "Goin' Home"-Text wurde nachträglich von einem weißen, amerikanischen Schüler geschaffen). Zu der Zeit als er überhaupt irgendeine indianische Musik gehört hatte, während des Sommers 1893 in der Nähe einer tschechischen Siedlung in Spillville, Iowa, hatte Dvořák die Sinfonie Nr.9 schon fertig. Aus struktureller Sicht klammern zwei Sätze in Sonatenhauptsatzform (mit einer wiederholten Exposition im ersten) zwei Sätze in Liedform (A-B-A-) ein, alle sind mit kurzen Einführungen und Codas versehen.

Das Allegro molto im 2/4-Takt hat eine Adagio-Einleitung in 4/8. Hörner führen in das Motto-Thema ein, das von Klarinetten und Fagotten, dann Streichern beantwortet wird. Flöten und Oboen spielen eine Melodie in g-Moll, bevor sich das abschließende "Swing Low"-Thema von Moll zu G-Dur verwandelt. Die Durchführung vermeidet die g-Moll-Melodie; Reprise und Coda sind Ableitungen von vorherigem.

Das Largo beginnt in Des-Dur, weit entfernt vom nur mit einem Kreuz versehenen e-Moll. Eine schwermütige Melodie im Englischhorn dominiert sowohl hier, wie auch noch später. Zwischen einer als Un poco più mosso bezeichneten Passage in cis-Moll, führen die Blechbläser zwei Themen ein, die pochender sind als die große Melodie der Des-Dur-Abteilung, bevor das Motto wieder unheilvoll auftritt.

Liedabschnitte, die in e-Moll als Scherzo: Molto vivace ausgewiesen sind, zollen weniger indianischem Pow-Wow als dem Scherzo-Satz von Beethovens Neunter Sinfonie Tribut. Ein kürzeres Thema in E-Dur ruft das abschließende Thema in G-Dur des ersten Satzes in Erinnerung, gefolgt vom Motto. Das Trio in Poco sostenuto ist vollauf tschechisch und beginnt in C-Dur mit einem zweiten Thema in G-Dur, das mit dem Beethoven-Rhythmus der Teile A und A verwandt ist.

Allegro con fuoco ist die Bezeichnung für den finalen Satz mit einem martialischen Hauptthema in e-Moll für Hörner und Trompeten. Die Klarinetten kontern mit einem nostalgischen Nebenthema, nach dem Flöten und Geigen ein abschließendes Thema in G-Dur spielen. Die Durchführung kombiniert Musik von vorherigen Sätzen mit dem Hauptthema von Satz vier. Nach der kurzen Wiederholung endet eine große Coda mit einer in Fortissimo vorgetragenen Wiederaufnahme des Mottos, danach ein Diminuendo bis Pianissimo auf dem finalen Akkord.

(c) Roger Dettmer

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