WAGNER: Lohengrin


Richard Wagner

Lebensdaten: 22. Mai 1813 Leipzig (Sachsen) - 13. Februar 1883 Venedig (Italien)
Werk: Lohengrin, WWV 75
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1845-48
Uraufführung: 28. August 1850 in Weimar
Besetzung: Solisten, Chor und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 3 Stunden
Teile:
  1. Vorspiel
  2. Nr. 2, Gott grüss' euch, liebe Männer
  3. Nr. 3, Dank, König, dir
  4. Nr. 4, Einsam in trüben Tagen
  5. Nr. 5a, Wer hier in Gotteskampf
  6. Nr. 5b, In düst'rem Schweigen richtet Gott!... Du trügest zu ihm
  7. Nr. 6, Nun sei bedankt
  8. Nr. 7, Nie sollst du mich
  9. Nr. 8, Mein Herr und Gott, nun ruf' ich dich
  10. Nr. 9, Erhebe dich, Genossin meiner Schmach!
  11. Nr. 10, Euch Lüften, die mein Klagen so traurig oft erfüllt
  12. Nr. 11, Elsa!... Wer ruft?
  13. Nr. 12a, Entweihte Götter!
  14. Nr. 12b, Ortrud! Wo bist du?
  15. Nr. 12c, Du Ärmste kannst wohl nie ermessen
  16. Nr. 13, Gesegnet soll sie schreiten (Prozession)
  17. Nr. 14, O König! Trugbetörte Fürsten! Haltet ein!
  18. Nr. 15, Welch ein Geheimnis muss der Held bewahren
  19. Nr. 16, Mein Held, entgegne kühn dem Ungetreuen!
  20. Nr. 17, Vorspiel
  21. Nr. 18, Treulich geführt ziehet dahin
  22. Nr. 19a, Das süsse Lied verhallt
  23. Nr. 19b, Atmest du nicht mit mir die süssen Düfte?
  24. Nr. 19c, Höchstes Vertraun hast du mir schon zu danken
  25. Nr. 20a, Heil, König Heinrich!
  26. Nr. 20b, Habt Dank, ihr Lieben von Brabant
  27. Nr. 21, In fernem Land, unnahbar euren Schritten
  28. Nr. 22, Mein lieber Schwan!
Der Lohengrin stellt ein maßgebliches Werk in Richard Wagners Karriere dar. In puncto Struktur und Herangehensweise wird er üblicherweise ans Ende seiner frühen Opern gestellt; gleichzeitig weist er bereits viele der Ideen und Techniken auf, die in seinen späteren Musikdramen vollends verwirklicht werden sollten. Tatsächlich keimten bereits zur gleichen Zeit, als Wagner dieses Werk entwarf, viele der Ideen für seine späteren Werke, wie Tristan und der Ring-Zyklus, auf (und wurden in etwas vorläufiger Form sogar zu Papier gebracht). Andererseits korrespondiert die stilistische Trennung, die üblicherweise nach dem Lohengrin angesetzt wird, mit einer biografischen: nachdem er vor der Uraufführung der Oper in Weimar (1850, Franz Liszt dirigierte) für politisches Exil nach Zürich geflohen war, würde Wagner das nächste Jahrzehnt damit verbringen seine ästhetischen Ansichten durch eine Reihe an wichtigen Essays zu artikulieren. Diese sollten viele der in Lohengrin bereits angedeuteten Ideen in einen ausgewachsenen musikalischen Paradigmenwechsel verwandeln.

Die Geschichte für die Oper reifte beinahe ein Jahrzehnt heran. Wagner begegnete dem Lohengrin-Mythos das erste Mal 1841 und würde binnen fünf Jahren das Szenario für eine Oper über das Thema skizziert haben. Einige Jahre später, 1848, folgte die Musik. Die Geschichte ist im Antwerpen des 10. Jahrhunderts angesiedelt, wo Elsa, Schwester des Herzogs in spe Gottfried, des Mordes angeklagt wird. Eine mysteriöse Figur tritt auf, um sie zu verteidigen und sogar als Braut zu nehmen, befielt ihr allerdings keine Fragen bezüglich seines Namens oder seiner unbekannten Herkunft zu stellen. Ein Graf, Telramund und dessen Frau Ortrud, eine Zauberin, sind Elsas Ankläger und tatsächlich die eigentlichen Täter für Gottfrieds Verschwinden. Sie stellen eine Reihe an Intrigen, um Elsa zu überzeugen ihren mysteriösen Helden nach dessen Identität zu fragen und der Liebesgeschichte ein trauriges Ende zu bereiten, welches allerdings eine unerwartet frohe Auflösung bereithält: die Rückkehr Gottfrieds.

Indem er diese Handlung mit musikalischen Mitteln zum Ausdruck bringt demonstriert Wagner eine Reihe seiner charakteristischen Techniken, wie auch sein feines Gespür für mehrschichtige Dramen. Die Spannung zwischen Elsas Liebe für ihren mysteriösen Helden und ihre unbehagliche Neugier über seinen Hintergrund werden von der Halbtonbeziehung der mit ihnen assozierten Harmonien verkörpert (As-Dur und A-Dur). Ortruds unheilvolle Machenschaften legen einen gespenstischen Schatten aus verminderten Akkordklängen, sobald sie auftritt oder ihre Pläne greifen (dies wird besonders effektiv, als Elsa im dritten Akt Ortruds Täuschung nachgiebt und ebenfalls eine Version ihres Themas annimmt). Genauso stoßen die f-Moll-Klänge, die beständig für die "verbotene Frage" stehen ahnend mit den C-Dur-Harmonien zusammen, welche die Hochzeitsprozession am Ende des zweiten Aktes charakterisieren. Diese Arten dramatischer Ideen vereinen sich mit der offensichtlichsten: während sich die Oper um die Verkündung des unbekannten Namens dreht, steht das Publikum, welches durch den bloßen Titel des Werks recht ungezwungen die geheime Identität des Heldes erfahren hat, in dauerhafter Spannung mit den Protagonisten der Oper.

(c) Jeremy Grimshaw

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Siegfried Jerusalem, Cheryl Studer, Waltraud Meier, Hartmut Welker, Kurt Moll, Andreas Schmidt (Solisten), Wiener Philharmoniker & Staatsopernchor, Dir. Claudio Abbado
Label: DGG, DDD, 1990
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Decca, 2009

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