BACH: Brandenburgisches Konzert Nr. 5 D-Dur

Johann Sebastian Bach
Lebensdaten: 21. März 1685 Eisenach - 28. Juli 1750 Leipzig
Werk: Brandenburgisches Konzert Nr. 5 D-Dur, BWV 1050
Epoche: Barock
Entstehungszeit: 24. März 1721
Besetzung: Orchester
Aufführungsdauer: ca. 23 Minuten
Sätze:

  1. Allegro
  2. Affettuoso
  3. Allegro

Johann Sebastian Bach stellte sein Brandenburgisches Konzert Nr. 5 D-Dur, BWV 1050, höchstwahrscheinlich 1721 fertig. Dieses Werk ist das fünfte der sechs Konzerte, die der Komponist dem Markgrafen von Brandenburg, Christian Ludwig, widmete. Was er ihm anbot war vermutlich eine Art Bewerbung für eine Stelle; Bach erhielt keine Antwort, aber diese Stücke wurden zu einigen seiner bekanntesten Werke. Jedes seine Konzerte ist eigenständig, wie auch die Sammlungen an Suiten und Partiten des Komponisten. Hört man das fünfte Konzert im Kontext der restlichen Sammlung stellt sich heraus, dass abgesehen von Bachs unnachahmlicher Stärke als Kontrapunktiker der Schlüssel zu seiner Fähigkeit Musik zu schaffen, die gleichermaßen vollendet wie auch unterhaltsam ist, in der Tatsache begründet liegt, dass in seinen Händen alles elastisch ist. Kein anderer Komponist des Barock konnte so durch die Zwänge der Form hindurchkomponieren, als ob diese gar nicht vorhanden wären. Bach sah mehr Möglichkeiten als jeder andere, in Form und Einfluss. Die Art, wie er in diesen Konzerten den italienischen Klang mit seinem eigenen vermischte, veredelte die italienische und die deutsche Musik gleichermaßen. Die Weite seiner Vision und sein unaufhörlicher Erfindungsreichtum, der alles, das er schrieb, neuartig machte, lässt jeden Versuch eines Vergleichs in Frustration enden.

Dieses fünfte Konzert ist angelegt für Flöte, Solovioline, obligatem Cembalo und Streicher. Es ist das einzige der sechs Stücke, das dem Cembalo etwas Solomaterial gibt, welches die anderen Werke hindurch Teil des Continuo ist und somit die Harmonien ausfüllt. Was ziemlich bizarr und schön am Anfangssatz ist, ist die Art, wie die Soloinstrumente und das Streicherensemble mit der musikalischen Funktion der jeweils anderen spielen. Genauer gesagt wird das Ritornell von den Solisten fast mitgerissen, obwohl es üblicherweise das Territorium des Tuttiensembles ist. Das Cembalo scheint das Werk zusammen zu halten und es gibt in der zweiten Hälfte des Satzes Stellen, in denen alles außer dem Cembalo zum Stehen gekommen ist. Am Ende des Satzes unterstützen die anderen Solisten sogar die frei fließende Melodie des Cembalos. Es ist ein Satz etwa nach der Art "Teile und herrsche" mit Tutti gegen Solisten und auch Solisten gegen Solisten. Das Cembalo gewinnt. Niemand hatte Musik mit dieser Art freien Umgangs mit den Funktionen vor Bach geschrieben.

Die folgenden zwei Sätze, kürzer als der erste, bilden einen bewundernswerten Kontrast. Der zweite Satz ist nur für Solisten, düster und zusammenwirkend. Obwohl er innig ist und bar der Spannung des ersten Satzes ist er der konzerthafteste Satz im traditionellen Sinne. Dies ist eine beträchtliche Ironie, bedenkt man, wie die Spannungen der Konzertform im ersten Satz auseinandergebrochen wurden, was genauso eine Abkehr von der Form ist wie dieser Satz ein Anhänger. Der finale Satz ist ein entzückender Tanz, eine lebhafte Gigue mit fugaler Kraft.

(c) John Keillor

Kaufempfehlung:
Il Giardino Armonico
Label: DAW, DDD, 1996
YouTube:
Otto Büchner (Violine), Paul Meisen (Flöte), Münchener Bach-Orchester, Dir. Karl Richter

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen