SCHUMANN: Klavierkonzert a-Moll

Robert Schumann
Lebensdaten: 8. Juni 1810 Zwickau (Sachsen) - 29. Juli 1856 Endenich (Preußen)
Werk: Klavierkonzert a-Moll, op. 54
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1841
Besetzung: Klavier und Orchester
Uraufführung: 1. Januar 1846 in Leipzig (Sachsen)
Aufführungsdauer: ca. 32 Minuten
Sätze:

  1. Allegro affettuoso - Andante espressivo - Allegro
  2. Intermezzo. Andante grazioso
  3. Allegro vivace

Robert Schumann ließ seinem bemerkenswerten "Jahr des Liedes" (1840) ein weiteres kompositorisches "Annus mirabilis" nachfolgen. 1841 entstanden die ersten Werke für Orchester des Komponisten, darunter die Sinfonie Nr. 1, op. 38, die Sinfonie Nr. 4, op. 120 (die ein Jahrzehnt später erheblich überarbeitet und dann veröffentlicht wurde) und die Ouvertüre, Scherzo und Finale, op. 52. In jedem dieser Werke ist die thematische Einheit in den Sätzen von zentraler Bedeutung, eine Idee, die in der romantischen Epoche in verschiedenerlei Gestalt erkundet wurde von der Idée fixe in Berlioz' Symphonie fantastique (1830) bis zu den Leitmotiven in Wagners Musikdramen.

Schumanns anderes großes Werk von 1841 ist die Fantasie in a-Moll für Klavier und Orchester. Obwohl die Fantasie als solche schließlich aus dem Repertoire verschwand, ist dies nur deshalb so, weil sie sich zum ersten Satz des Klavierkonzerts in a-Moll des Komponisten entwickelte, das 1845 fertiggestellt wurde. In diesem Jahr fügte Schumann der überarbeiteten Fantasie noch zwei Sätze hinzu; die Frau des Komponisten, die bemerkenswerte Pianistin Clara Wieck-Schumann spielte die Uraufführung, ein vollständiges Konzert, an Neujahr 1846 in Leipzig.

Die wechelhaften Stimmungen, die so viel von Schumanns Musik charakterisieren sind im Klavierkonzert klar auszumachen. Dennoch ist wie in den zuvor genannten zeitgenössischen Werken des Komponisten trotz der Zeitspanne zwischen der Komposition des ersten Satzes des Konzerts und der übrigen beiden die Einheit zwischen den Sätzen einer der Hauptfokusse des Werks. Das Konzert hat einen fast sinfonischen Charakter, in entschiedenem Kontrast zur damals vorherrschenden Ansicht des Konzerts als vorrangig ein Vehikel für virtuose Zurschaustellung, wie sie von den konzertanten Werken von Franz Liszt und Nicolò Paganini exemplifiziert wurde. Tatsächlich zeigte Liszt nur wenig Begeisterung für Schumanns Konzert und neckte den Komponisten (der zuvor schon ein "Konzert ohne Orchester" geschrieben hatte), indem er es als "Konzert ohne Klavier" bezeichnete.

Obwohl die technischen Anforderungen des Werkes nicht unbeträchtlich sind, sind sie fast vollständig dem thematischen Interesse und der strukturellen Klarheit unterwürfig. Das Konzert beginnt mit einer fallend wogenden, dunkel kriegerischen Einführungsgeste. Das erste Thema, von einer erhabenen Würde gekennzeichnet, wird zur wichtigsten Quelle für melodisches Material und bringt nah verwandte Themen hervor, die abwechselnd grübeln und, in Dur, Ruhe von der ernsthaften Atmosphäre gönnen. Die Durchführung prallt auf fast verwirrende Art von einer Stimmung zur nächsten, alles während die Vieldeutigkeiten der verschiedenen Komponenten des Themas ergründet werden. Schumann nutzt die langwierige Kadenz clever als Gefechtsfeld für weiteren emotionalen Konflikt bevor er den Satz mit einer entschiedenen Rückkehr zum erhabenen ersten Thema beendet.

Der zweite Satz, Intermezzo: Andantino grazioso, zeigt auf üppige Weise Schumanns innewohnendes melodisches Gespür innerhalb eines Spektrums, das von warmherzig über poetisch bis zu intensiv sehnsüchtig reicht. Das Finale in Allegro vivace beginnt ohne Pause durch eine bekräftigende Rückkehr nach Dur und zum Hauptthema des ersten Satzes. An verschiedenen Stellen nutzt Schumann das frohe, aufwärts springende Thema auf beeindruckende Art als ob es zum Thema eines Fugato würde. Es gibt zahlreiche metrische und rhythmische Vieldeutigkeiten, die den tänzerischen Geist untermalen und die vorherrschende Stimmung ist eine von uneingeschränktem Optimismus, die schließlich zu ausgelassenem Triumph anschwellt.

(c) Michael Rodman

Kaufempfehlung:
Radu Lupu (Klavier), London Symphony Orchestra, Dir. André Previn
Label: Decca, ADD, 1973
Martha Argerich (Klavier), Gewandhausorchester Leipzig, Dir. Riccardo Chailly
Label: EuroArts, 2006
YouTube:
Khatia Buniatishvili (Klavier), hr-Sinfonieorchester, Dir. Paavo Järvi
im Kurhaus von Wiesbaden, 23. August 2012

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