MOZART: Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll

Wolfgang Amadeus Mozart
Lebensdaten: 27. Januar 1756 Salzburg - 5. Dezember 1791 Wien (Österreich)
Werk: Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll, KV 466
Epoche: Klassik
Besetzung: Klavier und Orchester
Entstehungszeit: 1785
Uraufführung: 11. Februar 1785
Aufführungsdauer: ca. 32 Minuten
Sätze:

  1. Allegro
  2. Romance
  3. Rondo. Allegro assai

Mozart vollendete dieses Werk am 10. Februar 1785 und spielte die Uraufführung am nächsten Abend in Wien. Die Partitur fügt den Bläsern, Hörnern, Pauken und Streichern eine Flöte und zwei Trompeten hinzu.

Am 11. Februar 1785 kam Leopold Mozart nach einer frostigen, bitterkalten Kutschfahrt aus Salzburg in Wien an - sein erster Besuch in der Hauptstadt nach 12 Jahren und sein letzter. Am selben Abend besuchte er eine Akademie seines gefeierten Sohnes, der gerade erst 29 Jahre alt geworden war und sich auf der Höhe seiner Beliebtheit im stets launenhaften Wien befand. Leopold schrieb seiner Tochter Nannerl, dass er im Casino zur Mehlgrube "einen gewaltigen Auflauf von Menschen mit Rang erblickte... das Konzert war unvergleichlich, das Orchester exzellent." Nach zwei Arien eines Sängers der italienischen Oper "kam ein neues, prächtiges Klavierkonzert von Wolfgang, an dem der Kopist noch schrieb, als wir ankamen und das Rondo, für das dein Bruder keine Zeit hatte es zu spielen, weil er Kopien [der Orchesterparts] überarbeiten musste." Dies war das bahnbrechende Konzert in d-Moll, das der Ablehnung von so großen Teilen von Mozarts Musik im 19. Jahrhundert standhielt. Beethoven, gleichermaßen ergriffen und beeinflusst, spielte es öffentlich mit seinen eigenen Kadenzen im ersten und letzten Satz, wo Mozart improvisiert hatte. Es gibt keine Überlieferungen von der Rezeption des Publikums, aber wären sie ablehnend oder auch nur gleichgültig gewesen hätte Leopold das sicherlich an Nannerl berichtet. Die Heirat seines Sohnes zu Constanze Weber 1782 ohne Einverständnis des Vaters machte ihm noch zu schaffen; genauso wie ihre neu erlebte Unabhängigkeit. Papas unmittelbare und unverhohlte Akzeptanz von Wolfgangs Abkehr der Tradition im neuen Konzert - das mit einer aufgeregten, subtil sich verändernden Basslinie unterhalb der pochenden Synkopierung von Violinen und Bratschen beginnt - enthüllte jedoch eine Flexibilität, die man sonst in seinem persönlichen Charakter vermisste. Man kann den manipulativen Leopold dafür fast bewundern.

Im ersten Satz, Allegro (in d-Moll, Viervierteltakt), sind Mozarts Themen eher motivisch anstatt konventionell melodisch; mehr als zwei Jahrhunderte später bleibt es ein Wunder, dass der Solist nie exakt das spielt, was das Orchester in der Exposition darlegt, trotz einer grundsoliden Sonatenhauptsatzform durchweg. Als das Klavier schließlich im Takt 77 eintritt, tut es das quasi als Fremdkörper in einem bedrohlich aufgewühlten Land. Genauso wenig übernimmt der Solist die volle Führung bis zur Coda des Finales, wo er eine halbe Stunde später die Musik in D-Dur hineindrängt.

Der zweite Satz ist eine Romanze (B-Dur, Viervierteltakt). Ohne Mozarts einzigartiges Genie in der Musik zuvor zu schmälern, kam dennoch nichts der Einzigartigkeit des Ausdrucks gleich, der ab 1785 erreicht wurde. Über das Verflechten der äußeren Sätze hinaus, machte er den langsamen Satz zu einem Teil und einer Parzelle des Ganzen. Diese Romanze ohne Tempoangabe (aber eindeutig im Andante) ist ein Rondo in ABACA-Form, das sich dramatisch in g-Moll stürzt vor dem Couplet am Ende - ein wichtiges harmonisches Abweichen nicht nur hier, sondern im Gesamtkontext des Konzerts.

Mozarts kehrt im dritten Satz zu d-Moll zurück (Allegro assai in alla breve-Takt). Bis zur Coda hören wir eines von Mozarts seltenen Rondos in Moll. Präziser gesagt ist es ein ausgedehntes Sonatenrondo (ABACDA mit Coda), da C eine Durchführung ist mit der Reprise in Abschnitt D. Wie zuvor im zweiten Satz sucht die Durchführung erneut nach g-Moll - die dunkelste Tonart in Mozarts harmonischem Lexikon - bevor D-Dur schließlich erlaubt wird durchzubrechen, allerdings nur als weißliche und winterliche Sonne.

(c) Roger Dettmer, Leopold Mozart

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YouTube:
Mitsuko Uchida (Klavier & Dir.), Camerata Salzburg
März 2001 in Salzburg

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