BEETHOVEN: Sinfonie Nr. 6 F-Dur "Pastorale"

Ludwig van Beethoven
Lebensdaten: 16. Dezember 1770 Bonn (Kurköln) - 26. März 1827 Wien (Österreich)
Werk: Sinfonie Nr. 6 F-Dur, op. 68 "Pastorale"
Epoche: Klassik/Romantik
Besetzung: Orchester
Entstehungszeit: 1808
Uraufführung: 22. Dezember 1808 im Theater an der Wien (Österreich)
Aufführungsdauer: ca. 41 Minuten
Sätze:

  1. Allegro ma non troppo (Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande)
  2. Andante molto moto (Szene am Bach)
  3. Allegro (Lustiges Zusammensein der Landleute)
  4. Allegro (Gewitter und Sturm)
  5. Allegretto (Hirtengesänge. Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm)

Grob 175 Jahre lang hatten uns alle Musikbegeisterten erzählt, dass Beethoven seine Sinfonien nach 1803 in sich konstrastierenden Paaren (I+II, III+IV, V+VI, VII+VIII) geschrieben hätte, darunter das wohl erstaunlichste mit der zum Himmel stürmenden Fünften und der ländlichen Sechsten. Ursprünglich hatte er jedoch die Pastorale als "Nr. 5" ausweisen wollen für ihre gemeinsame Premiere in der wohl geschichtsträchtigsten Nacht der klassischen Musik am 22. Dezember 1808. Um 18.30 Uhr im unbeheizten Theater an der Wien beginnend, debütierte er beide Sinfonien, das vierte Klavierkonzert, die Chorfantasie, "Ah! perfido" (eine Konzertarie von 1796) und stellte einem Wiener Publikum auch Ausschnitte der Messe in C-Dur vor, einem Esterházy-Auftrag von 1807, den Auftraggeber Fürst Nikolaus II. nicht mochte, als er ihn hörte.

Beethoven begann mit spezifischen Notizen für eine "Sinfonia pastorale" im Jahr 1806, stellte das Werk aber nicht vor 1808 fertig im Ort Heiligenstadt nordwestlich von Wien. War dies 1807 noch eine unpassende Brutstätte für die Fäuste schwingende Fünfte, so passte sie perfekt - wie er auch in seinem Notizbuch bemerkte - zu den "Erinnerungen an das Landleben... mehr Ausdruck der Empfindung als Mahlerey" in seiner folgenden von Holzbläsern dominierten Sinfonie (obwohl Violinen in neun der zwölf bedeutsamen Themen an erster Stelle kommen).

"Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande" (Allegro ma non troppo in F-Dur, 2/4-Takt) ist der erste Satz. Er steht in Sonatenhauptsatzform, größtenteils schulbuchmäßig, mit Violinen, die alle Themen vorstellen. Der zweite Satz "Szene am Bach" (Andante molto moto in B-Dur und 12/8-Takt) ist erneut in Sonatenform, aber entspannter mit einem klaren Hauptthema für Violinen und einem Nebenthema für Fagott. In der Coda personifiziert die Flöte eine Nachtigall, de Oboe eine Wachtel und die Klarinette einen Kuckuck. Der dritte Satz "Lustiges Zusammensein der Landleute" (Allegro, 3/4-Takt, F-Dur) ist ein ausgedehntes Lied mit Trio mit einer 2/4-Takt-Passage in "Tempo d'Allegro", die den Effekt einer ABCABCA-Struktur herstellt und ohne Pause in den vierten Satz "Gewitter und Sturm" (Allegro; f-Moll; 4/4-Takt) führt. Vom ersten Regentropfen bis zum letzten ist dies reine abbildende Musik. Ihr folgt ein 10-taktiger Choral, der in den Finalsatz "Hirtengesänge; frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm" (Allegretto; F-Dur; 6/8-Takt) übergeht, ein Sonatenrondo, dessen C-Abschnitt manche auch für eine Durchführung ansehen könnten. Zur Unterhaltung gehört eine gerissene Parodie von Amateurmusikern vor der langen, zunehmend friedlichen Coda, die mit zwei pianistischen Figuren endet: zwei Akkorden in fortissimo.

(c) Roger Dettmer

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